Ideologie

Antimuslimisch & rassistisch, völkisch, antifeministisch, verschwörungsideologisch, neofaschistisch – das alles ist die Identitäre Bewegung. Sie gibt sich selbst aktionistisch und intellektuell. Sie grenzt sich von der “Alten Rechten” ab und möchte mit neuen Begriffen und Konzepten den gesellschaftlichen Diskurs verschieben. Von Beginn an versuchte sie dabei ihr Weltbild nett zu schmücken, um damit das, was dahinterliegt, zu verschleiern. Im folgenden Text wollen wir das an Schlagwörtern und Parolen der IB kurz und knapp aufzeigen:

  • “Ethnokulturelle Identität” und „Ethnopluralismus“ – Zwei zentrale Kampfbegriffe der IB. Die Ethnokulturelle Identität existiert für die IB auf drei festgelegten Ebenen: regional, national und europäisch. Zur genaueren Umschreibung der ethnokulturellen Identität werden Begriffe wie Kultur, Heimat, Tradition genutzt und an eine ethnische Zugehörigkeit geknüpft.
    Der “Ethnopluralismus” geht im nächsten Schritt kurz gesagt davon aus, dass verschiedene ethnokulturelle Identitäten alle die gleiche Existenzberechtigung haben, aber halt nur dort wo sie scheinbar regional/national entstanden sind. Dieses Konzept geht im Kern nicht nur von einer Verschiedenartigkeit, sondern einer Unvereinbarkeit unterschiedlicher Kulturen aus.
  • “Festung Europa” – Kern der IB ist die Ablehnung von Migrationsbewegungen aus dem Nahen Osten und Afrika. Dabei verbreitet sie unter dem Motto “Festung Europa – macht die Grenzen dicht” und “Remigration” eine ihrer wenigen klaren politischen Forderungen: Grenzen zu und abschieben. Wer alles genau abgeschoben werden soll, bleibt offen. Wenn aber von einer starren ethnokulturellen Identität ausgegangen wird, ist in logischer Schlussfolgerung die Abschiebung eines erheblichen Anteils der in Deutschland / Europa lebenden Menschen begründbar.
  • “Reconquista” – Neben Migrant*innen an sich hat die IB einen Hauptfeind: alle muslimischen Gläubigen. Sie machen dabei keine Unterscheidung zwischen den vielen unterschiedlichen Glaubensrichtung, nicht mal zwischen Schiiten und Sunniten, sie tun so als gäbe es den einen Islam, was es genauso wenig gibt, wie das eine Judentum oder Christentum. Milliarden Menschen werden in ihrem Weltbild pauschal als barbarisch und fundamentalistisch islamistisch bzw. terroristisch dargestellt.
  • “Der große Austausch” – Hinter diesem Begriff steht der Verschwörungsmythos, dass die Bevölkerung Deutschlands gezielt durch Masseneinwanderung ausgetauscht wird. In der behaupteten Masseneinwanderung sieht die IB einen gezielten Plan, die deutsche Bevölkerung “auszutauschen” und damit zu zerstören. Wer diesen großen Austausch wieso, weshalb und wie konkret plant und umsetzt, bleibt offen. Diese Erzählung hat eine deutliche verschwörungsideologische Prägung. Allein die Annahme, ein Austausch im wortwörtlichen Sinne würde stattfinden, ist faktisch unhaltbar. Die Annahme es gäbe so einen geheim gehaltenen Plan, führt dazu, dass es Personen / Gruppen geben muss, die diesen entworfen haben und umsetzen. Dieses oft antisemitische Geraune kennen wir dank der Pandemie mittlerweile alle – die IB war davor schon so und fühlte sich auf den entsprechenden Querdenken-Demonstrationen offensichtlich willkommen und ist Dauergast.
  • Geschlechtsverständnis: Soldatische Männlichkeit und Hausfrauen – Die IB wünscht sich im Punkt Geschlechterrollen oft in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zurück. Sie träumen von kämpferischen, starken Männern, die ihre Frauen verteidigen und ehren. Der Mann ist hart und zeigt außer im Kampf keine Gefühle. Er geht arbeiten und versorgt seine Familie. Die Frau kümmert sich um den Haushalt und die Kinder, ist unschuldig und weich. Damit treibt die IB das konservative Bild der Geschlechter ins Extreme und positioniert sich so gegen feministische Ideen, die sich von diesem Bild von Geschlecht losmachen.
  • Bezug auf Vordenker des Nationalsozialismus – Gerne bezieht sich die IB auf Autoren wie Ernst Jünger, Oswald Spengler und Carl Schmitt, die als Vordenker der Nationalsozialist*innen gelten. Diese Autoren haben in den 1920er Jahren Werke geschrieben, die versuchten die rechte Bewegung zu beschleunigen. Auf Social Media wird mit solchen Büchern posiert. Es wird gezeigt, dass man sich bildet. In Büchern der Neuen Rechten wird sich bewusst nicht auf Autoren der Nationalsozialist*innen bezogen, sondern auf ihre Vordenker. Damit verschleiern sie ihre Nähe zur nationalsozialistischen Ideologie. Genauso wie das Etablieren neuer Begriffe, wie Ethnopluralismus, ist das Teil der Strategie, um weniger gefährlich zu wirken und weniger angreifbar zu sein. Dadurch erhöhen sie ihre Chancen den Diskurs in der Gesellschaft nach rechts zu verschieben.